In unserer eiszeitlich geprägten Landschaft verlaufen in unserem Gemeindegebiet drei Bachsysteme: Der Kuhbach ganz im Westen in den Ortschaften Wehrenberg und Egenhausen, der Nienstedter Mühlenbach östlich der Bundesstraße und eben der Klosterbach in der Mitte unseres Dorfes.

Als wesentlicher Quellbereich des Klosterbachs wird heute das Todtenbruchsmoor genannt. Unter einer historischen Beleuchtung bleibt jedoch festzustellen, dass zumindest in der Kurhannoverschen Landesaufnahme von 1771 ein Quellbereich auch in der heutigen Ortslage vorhanden war. Es lässt sich vermuten, dass dies der Bereich in der Nähe des kleinen Feuerlöschteiches an der Dorfstraße gewesen sein kann. Erst mit dem späteren Bau von Entwässerungsgräben im Geest- und Todtenbruchsmoor wurde der heutige künstliche Oberlauf des Klosterbachs einschließlich des Zusammenlegens mit der nach Süden abfließenden Kleinen Auegeschaffen. In der Kurhannoverschen Landesaufnahme liegt zwischen den Quellen der Kleinen Aue und des Klosterbachs noch eine Entfernung von rund 1000 m.

Sicher hat der Klosterbach eine große Rolle bei der Erstbesiedlung unseres Dorfes, was vermutlich durch den „Meierhof“ (heute Cordes-Söhl) erfolgte, gespielt. Werner Cordes beschreibt in seiner Dorfchronik (Hans Ehlich, Werner Cordes, Gemeinde Neuenkirchen, 1992) detailliert, welche Elemente zur erfolgreichen Dauerbesiedlung notwendig waren. Darunter waren eben auch die Feuchtwiesen am Klosterbach, die das Winterfutter für das Vieh lieferten. Wegen des daraus entstehenden Wirtschafts- und Düngekreislaufs galten solche Wiesen früher als „die Mutter des Ackerlandes!“

Der Klosterbach verlässt Neuenkirchen beim Klosterbachhof (früher „Pimmelei“), sucht seinen Weg Richtung Norden, fließt durch die Stadt Bassum, bekommt in Stuhr den Namen Varreler Bäke und mündet nach über 40 km Fließstrecke in die Ochtum.

Im neuenkirchener Teil des Klosterbachs befinden sich sowohl begradigte wie auch sehr natürliche Bereiche. Er erfüllt technische Aufgaben der Wasserregulierung und bietet Tieren, Pflanzen und Menschen einen vielfältigen Lebensraum. Aus technischer Sicht nimmt er Drainagewasser aus landwirtschaftlichen Flächen auf und ermöglicht so erst deren Bewirtschaftung. Genauso führt er das Oberflächenwasser unserer Siedlungsflächen ab. Bei Starkniederschlägen kann dieses schnelle und umfangreiche Abführen des Oberflächenwassers an anderen Stellen des Klosterbachs zu einer Überlastung des Gewässersystems mit Überschwemmungen führen. Daher kann sicherlich davon ausgegangen werden, dass bei dem Hochwasserereignis im Jahre 1999 auch ein klein wenig neuenkirchener Wasser auf dem Saal vom Gasthaus Haake in Bassum gestanden hat.

Über die Artenvielfalt im Klosterbachtal ist der interessierte Betrachter verzückt. Sumpfdotterblumen, Scharbockskraut, Sauerklee, Schattenblume, Milzkraut, Buschwindröschen, Wald-Veilchen, Waldmeister, Zunderschwamm und Fliegenpilz, selten der märchenhafte Salomonsiegel und mit ganz viel Glück das – wohl inzwischen in seinem Vor-kommen erloschene - Gefleckte Knabenkraut als einheimische Orchidee bilden eine oft nur unscheinbare aber gleichzeitig prachtvolle Blütenlandschaft im Jahresverlauf.

Leider nur noch „historisch“ kann auf die ehemaligen Vorkommen von Fischotter und Birkhuhn (im Übergang zum Todtenbruchsmoor und Geestmoor) hingewiesen werden. Aber auch die aktuell vorkommenden Tiere des Klosterbachtals wie beispielsweise Hohltaube, Schwarzspecht, Kleinspecht, Waldkauz und Waldohreule, Ringelnatter und Blindschleiche, Abendsegler und andere Fledermausarten finden hier ihren Lebensraum. Die wahre Charakterart des Klosterbachs mag aber der Eisvogel sein, der als blauer Diamant pfeilschnell in Rekordgeschwindigkeit die Bachmäander durchkurvt und so ein einmaliges Naturschauspiel bietet. Gelegentlich besucht er auch die Gartenteiche im Dorf – sicherlich werden ihm Goldfische genauso gut schmecken wie Stichlinge.

Der Klosterbach bietet mit seinen natürlichen und historischen Mäandern, seinen Uferabbrüchen und Prallhängen, Kolken und Spülflächen sowie seinen bachbegleitenden Wiesen und Wäldern eine ganz besondere Lebendigkeit, die mit allen Sinnen wahrgenommen werden kann. Das Rauschen und Plätschern des Baches, das Klopfen des Schwarzspechtes, aus dem Augenwinkel den blitzschnellen Eisvogel erkennen, der herbsüße Geschmack des Holundersaftes als winterliche Vitaminbombe, der feine Pilzgeruch im Spätsommer, das Fühlen des feuchten Mooses sind Wahrnehmungen, die auch schon unsere „Pastorenhausknirpse“ mit Helga Endrikat auf ihren Wanderungen aufnehmen. Die Pastorenhausknirpse besuchen den Klosterbach und dessen Wälder regelmäßig und lernen so in ihrer kindlichen Unbekümmertheit die verschiedenen Facetten der Natur kennen – und sind damit dem einen oder anderen Erwachsenen wohl voraus.

Unser Klosterbachtal ist ein wunderschönes Kleinod mit einer fast märchenhaften Ausstrahlung und einzigartigen Vielfalt - geben wir ihm Raum und lassen ihm seine Kraft!

Autor: Jan Kanzelmeier

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