In einem Bauabnahmebericht aus dem Jahr 1865 liest man über unsere Kirche: „Die kleine romanische Kirche von Backstein ist ein seltenes Kunstkleinod.“ Als ihr Baujahr wird 1150 angenommen. In einem Gutachten von 1905 heißt es, dass „bis auf das Übertünchen der gemalten Wände und Gewölbe, das Einbauen von Altar, Kanzel und Empore und Gestühl, so wie das Vergrößern einzelner Fenster ist die Kirche unberührt in alter Form geblieben … .“

Der Grundriss der Kirche ist charakteristisch für eine romanische Landkirche: der Turm im Westen, ein zweijochiges Langhaus, ein verengtes Chorquadrat mit angefügter halbrunder Apsis. Der Eingang an der Nordseite des Schiffes wurde später zum Fenster umgestaltet. 

Was wir heute im Schiff der Kirche und auch unter den Fenstern sehen, sind restaurierte, mittelalterliche Malereien, die man, als die Innenwände der Kirche 1904 neu getüncht werden sollten, entdeckte. Die Malereien im Schiff waren so gut erhalten, dass dort vorsichtiges Ausbessern genügte; mehr Nachbesserung bedurften die Blattfriesen unter den Fenstern.

Wie bei vielen, insbesondere norddeutschen Kirchen, hat der Turm der Kirche seine eigene Geschichte. Der Turm, wie er heute steht, ist 200 Jahre alt und der nachweisbar dritte. Ihren zweiten Turm erhielt die Kirche 1856. Er war aus Holz gefertigt und fiel knapp 100 Jahre später (1747) einem Sturm zum Opfer, wobei auch die im Turm hängende große Glocke zerbrach. Der dritte Turm wurde 1790 fertig gestellt. Der zunächst mit englischem  Schiefer gedeckte Turm wurde 1991 mit Kupfer eingedeckt, Knopf und Hahn wurden neu vergoldet. Gleichzeitig wurde der Turm neu verputzt.

Die hintere Hälfte der Empore stammt aus dem Jahre 1650. Platzbedarf führte zu mehreren Erweiterungen. Ihre heutige Form erhielt die Emporezu Ende der 50er Jahre. Altaraufsatz und Kanzel dürften in der Mitte des 17. Jahrhunderts entstanden sein. Die 1891 eingebaute Orgel wurde durch eine neue im Jahre 1966 ersetzt.

Dass die Kirche der heiligen Katharina gewidmet wurde, dürfte auf die in Neuenkirchen ansässigen Edelherren von Grimmenberg zurückgehen. In mündlicher Überlieferung wird erzählt, dass Hermanus von Grimmenberg, der am 3. Kreuzzug (1189 -1192) teilnahm, vor seinem Aufbruch gelobt hatte, eine neue Kirche zu bauen, wenn er unversehrt zurückkehre2. Die Überlieferung legt nahe, dass Hermanus auf dem Weg ins Heilige Land vom Leben und Sterben Katharinas erfuhr. In der Folge setzten die Grimmenberger Katharina nicht nur in Neuenkirchen ein Denkmal, sondern auch mit dem Katharinen-Altar in Bücken.

Wer war diese heilige Katharina? Sie ist bekannt als Katharina von Alexandria, die vor über 1600 Jahren in Kleinasien gelebt haben soll. Ihre Schönheit und außer-ordentliche Klugheit wurden gerühmt. Und: sie stand fest zu ihrem Glauben. Selbst Folterungen vermochten ihren Glauben nicht zu erschüttern. Die Legende sagt, dass die Räder brachen, auf denen sie gefoltert werden sollte, und dass nicht Katharina, sondern die Folterer starben. Als sie enthauptet wurde, floss Milch aus ihrer Halswunde. Im Sinne dieser Legende liegt das „Zeugnis der Heiligen Katharina … in der Kraft ihres Glaubens, der sie alle geistigen Herausforderungen und Martyrien unangefochten überstehen ließ3.“ In diesem Sinne hat Katharina einen festen Platz in der Geschichte der katholischen, der armenischen, der orthodoxen, der anglikanischen und der evangelischen Kirche. Katharina wurde zur Schutzpatronin der Frauen, der Philosophen, und Theologen aber auch der Handwerker, Schiffer, Buchdrucker und Frisöre. Der Gedenktag der Heiligen Katharina ist der 25. November. „Kathrein stellt den Tanz ein“, ist ein Spruch, der auf diesen Tag vor Beginn der  Adventszeit weist, die als Zeit der Enthaltsamkeit der Vorbereitung auf Weihnachten dient.

Manfred O. Hinz1

 

1 Dieser Beitrag beruht auf: Heimatverein Neuenkirchen, St.Katharinen-Kirche Neuenkirchen. Neuenkirchen o. J.; Kirchenvorstand der St. Katharinen Gemeinde Neuenkirchen, St. Katharinen-Kirche Neuenkirchen. Informationen zu Geschichte und Gegenwart unserer Kirchengemeinde. Neuenkirchen 2000 sowie H. Patemann-Hinz, Oh Heilige Katharina! Schutzheilige unserer Katharinenkirche in Neuenkirchen, Zwischen den Kirchtürmen. März / April / Mai 2014 (Gemeindebrief).

2 Heimatverein Neuenkirchen (o.J.): 1.

Patemann-Hinz, a.a.aO.

Die Hl. Katharina von Alexandrien nach Michelangelo Mensi da Caravaggio – italienischer Maler 1571 - 1610

Urkunde über die Schenkung von Land an die „Heilige Katharina und ihrem Priester in Neuenkirchen“ durch Friedrich Grimmenberg aus dem Jahre 1258.

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