Östlich unseres Dorfes erstreckt sich eine urwüchsige und wilde Landschaft – abweisend, verschlossen und doch vielfältig und reizvoll: das Todtenbruchsmoor. An trüben Herbst- und Wintertagen, wenn die Nebel aufsteigen, flimmern die Wasser der Tümpel und morastigen Wasserläufe zwischen einem üppigen Gestrüpp von Pflanzen hindurch:  hohen Farnen, Kalmus, Binsen, Brennnesseln,  Brombeer- und Himbeerranken. Höhlen-, Alt- und Totholzbäume staken bizarr aus dem Gewirr heraus und umgestürzte Bäume versperren den Zutritt zu dieser stillen Welt. Nur das Knistern der Blätter der Schwarzerlen und Eschen ist zu hören, die ein sanfter Wind bewegt…

Seit Jahrhunderten hat das Moor die Menschen zu unvergänglichen poetischen Bildern  angeregt. „Oh, schaurig ist´s, über´s Moor zu gehn“, dichtete A. v. Droste-Hülshoff und J. W. v. Goethe inspirierte es zur Ballade „Erlkönig“. Viele Generationen von Schulkindern konnten beide Gedichte auswendig aufsagen.- Der Mensch und eine ihm eher feindlich gesonnene Natur: auch diese Landschaften gelten heute als Teil unseres natürlichen Lebensraumes, der zu bewahren und zu schützen ist.

Allein der Name „Todtenbruchsmoor“ mutet nicht unbedingt stimmungsaufhellend an. Was könnte er bedeuten?  Als älteste bekannte Bezeichnung gilt Todbruche, gebräuchlich war auch Im Brooke. So wurden Wiesen bezeichnet, deren Beweidung kleine Moorinseln erschwerten.1 Im Laufe der Jahre nahm der Busch- und Waldbestand zu, während Moorinseln bestehen blieben. Heute wird ein Moor  mit Busch- und Waldbestand, das meist längere Zeit vom Wasser überstaut ist, wissenschaftlich als Bruchmoor bezeichnet – und damit hat das Todtenbruchsmoor einen charakteristischen Namen.

Das Wortteil Todten- ist schwieriger zu erklären. Im Hochdeutschen macht es keinen Sinn. Im Plattdeutschen deutet es mit to und den auf eine Ortsangabe To-den-Bruchsmoor, hochdeutsch „Zu dem Bruchmoor“. Damit wäre allerdings das „t“ nicht untergebracht. Das darf man vielleicht nicht zu eng sehen, denn auch die amtlich gebräuchlichen Bezeichnungen variieren zwischen Totenbruchsmoor und Todtenbruchsmoor, wobei der Name Todtenbruchsmoor vorherrscht, den wir auch hier gebrauchen. Hat der Name dieser Neuenkirchener Landschaft aber vielleicht doch etwas mit Tod oder tot zu tun? Hat er nicht - jedenfalls nach dem gegenwärtigen Wissensstand der Verfasserin. Denn Tod heißt auf  Plattdeutsch Dood und tot heißt doot.2

Das Todtenbruchsmoor ist Teil des Naturschutzgebietes „Geestmoor-Klosterbachtal“, das sich zwischen Scholen und Eschenhausen im Landkreis Diepholz in nord-südlicher Richtung und parallel zur Bundesstraße 51 erstreckt. Die Landschaft befindet sich größtenteils in der Gemarkung der Gemeinde Neuenkirchen in den Fluren 5 und 17.3 Es ist um die 2 km lang, an seiner breitesten Stelle knapp 700 Meter und an seiner schmälsten Stelle 250 Meter breit. Acker- und Grünflächen, die der landwirtschaftlichen Nutzung freigegeben sind, ragen da und dort in das Moor hinein. Die gesamte Fläche ist in Einzelparzellen unterschiedlicher Größe aufgeteilt. Sie befinden sich in Privatbesitz.

Der Klosterbach, der im angrenzenden Quellgebiet Geestmoor entspringt, durchfließt das Moor in nördlicher Richtung. Ein typischer Erlen-Eschen-Bruchwald bedeckt große Flächen des Todtenbruchsmoor. An seinem  Rand findet man Birken, Kiefern und kleine Eichen- und Buchenwälder. Die Nutzung des Bruchmoors ist streng geregelt.

Nur wenige und meist zugewucherte, morastige, verschlammte und schwer passierbare Wege führen durch das Moor. Ihre Namen sind der Landschaft entnommen: Zum Todtenbruch, Am Todtenbruchsmoor, Todtenbruchsmoor, Wittendamm. Ein Weg, der mitten im Moor endet, heißt Endweg. Wo Felder und Wiesen an das Moor angrenzen, heißen die Wege Zum Bruch und Im Bruch. Die Teerstraßen Gödderner Weg (nördlich) und Hooper Weg (südlich) führen am Moor vorbei, während die Cantruper Straße das Bruchmoor durchschneidet. Sie sind wenig befahren und laden ein, das Todtenbruchsmoor einmal mit dem Rad zu umfahren.

Autor: Helgard Patemann

1 Flurnamen in den ehemaligen Grafschaften Hoya und Diepholz, hrsg. vom Kreisheimatbund Diepholz e.V., Diepholz 2015.

2 Alle plattdeutschen Begriffe nach INS-Lex 2.0 des Institut für niederdeutsche Sprache (INS), Bremen.

3 Vgl. Amtliche Karte des Landesamt für Geoinformation und Landvermessung Niedersachsen, erstellt am 30.9.2015. Eine präzisere Zuordnung zu Flurstücken würde aufwendige Recherchen erfordern.

4 Vgl. Verordnung über das Naturschutzgebiet „Geestmoor-Klosterbachtal“ in der Stadt Bassum und der Samtgemeinde Schwaförden, Landkreis Diepholz vom 18.8.2009. Die Verordnung spricht nur von einemNaturschutzgebiet „Geestmoor-Klosterbachtal“;  vor Ort in Neuenkirchen befinden sich jedoch neben den Schildern „Naturschutzgebiet“ auch Schilder „Landschaftsschutzgebiet“. Siehe hierzu Hinweise in Fußnote 3.

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